Das Jahr 2019

Bis jetzt hat jeder Jahresrückblick mit „Winter-Heiz-und–Schnee-geschichten“ begonnen und mit so ähnlichen Sätzen wie: „Ich bin mit meinem Projekt wieder ein Stück vorangekommen, aber es sind noch einige Schritte zu tun“, geendet. Diesmal möchte ich mit meinem momentanen Gefühl beginnen: Geschafft!!! Ich bin angekommen.

Alle Jahre sind besonders. Die letzten vier da heraußen am Land sowieso – aber dieses 2019 hat vielleicht noch ein bisserl mehr vom Besonderen als die vorangegangenen. Und das liegt daran, dass ich mit dem „mir mein Leben neu einrichten“ in ganz vielen Bereichen dort angekommen bin, wo es vor ca. sechs Jahren als naive Märchenfantasie der Sissi begonnen hat.

An dem Tag, an dem dieses Foto aufgenommen wurde, am 20. Mai 2013 hab ich meinen Töchtern von meine Plänen und Fantasien erzählt und ich war sehr froh, dass sie damit einverstanden waren.

Bilder im Kopf entstehen zu lassen, Ideen entwickeln, planen und sich gute Lösungen überlegen und das darauffolgende Umsetzten dieser Pläne ist das eine. Das andere ist es in seinen eigenen Fantasien angekommen zu sein und dann selbst ganz real in dem Raum, dem Haus oder dem Leben zu stehen und die märchenhaften Ideenbilder mit dem realen Jetzt zu vergleichen. Und ich finde es ist alles so gut geworden.

Mein Haus hat 2013 – 2014 eine tolle Werkstatt bekommen.

Mein Haus hat 2014 – 2015 einen schönen und von vielen Gästen geschätzten Schlafraum bekommen.

Mein Haus hat 2015 einen Schuppen bekommen.

Mein Haus hat 2015 bis 2016 ein Atelier bekommen.

Mein Haus hat in den Jahren 2018 und 2019 im Wohnzimmer, in der Küche, in der Speis und beim Essplatz einen trockenen und isolierenden Boden bekommen.

Mein Haus hat natürlich noch immer dicke Natursteinmauern, diese sind aber neu lehmverputzt und strahlen jetzt lauschig wandheizungswarm ab und man muss sich keine Decke mehr um den Rücken wickeln wenn man zu nahe an der Wand sitzt. Und die vielen neuen Stromkreise machen es möglich, dass ich theoretisch gleichzeitig den Wasserkocher, das Backrohr, den Geschirrspüler und das Ceranfeld aufdrehen könnte. Zuvor musste ich gut planen, denn es war immer nur eines dieser Geräte möglich.

Mein Haus hat einen gemütlichen und warmen Essplatz bekommen.

Mein Haus hat eine Küche bekommen, die jetzt nicht nur einen feinen alten Küchenherd hat, sondern auch ein Ceranfeld mit VIER Kochplatten hat.

Mein Haus hat heuer im Herbst auch ein kleines Vorhaus bekommen.

Und - mein Haus hat jetzt einen tollen neuen Heizkessel und einen Pufferspeicher (Kinder fragten mich schon, ob ich jetzt ein Atomkraftwerk im Bad stehen hab) und auf dem Dach von meinem Haus ist jetzt sogar eine Solaranlage! Die wird mir im Sommer das Wasser einfach so mit Sonnenenergie warm machen, das heißt, dass man neuerdings ganz normal duschen wird können und ich dass ich die Töpfe und Pfannen ab dem Sommer 2020 mit warmen Wasser abwaschen kann. Die Männer, die da gerade meine Solaranlage montieren, arbeiten übrigens beim nettesten, hilfsbereitesten und freundlichsten Installationsbetrieb Österreichs. Was für ein Glück, dass der in der Nachbarortschaft von St. Corona daheim ist.

Und was für ein Glück, dass mir meine beiden Töchter, meine Schwester, meine Freunde und Freundinnen, Eltern von ehemaligen Schülerinnen und deren Freunde und auch Nachbarn und Nachbarinnen aus St. Corona so viel geholfen haben. Danke für die Hilfe und Danke für so viel Glück haben.

Die alten Fotos unter dem Butten DAS HAUS habe ich gelassen. So kann man sich gut erinnern wie es noch vor ein paar Jahren ausgeschaut hat – auch nicht schlecht, aber jetzt ist es einfach besser.

Dieser Umbaurückblick musste heuer einfach ein bisserl länger ausfallen, aber dafür war es der letzte.

Natürlich ist in diesem Jahr noch viel mehr passiert als Umbauen. So hat z. B. der Marder im Februar das Hasenstallgitter bei den Lüftungsschlitzen meines Stalls durchgebissen und alle meine Hühner gekillt.

Das war schon ein ganz komisches Gefühl die leblosen Hühner da im Stall liegen zu sehen. Und es hat ein Weilchen gedauert, bis ich mich ans Entsorgen, Stall Reparieren und neue Hühnerpläne schmieden, gemacht habe.

Aber am 18. März war es dann soweit. Ich führ nach Pöchlarn und besorgte mir fünf neue Hühner. Darf ich vorstellen:

Johanna Dohnal
Bruno Kreisky
Victoria Woodhull
Olympe de Gouges
Judith Butler

Zu Beginn war ich ganz verwirrt, weil das Hühner waren, die noch nie draußen waren, kein Gras und keine Sonne kannten und sich dem entsprechend seltsam verhielten. Sie wollten nicht aus dem Stall raus, und versteckten sich in der hintersten Ecke, als die Sonne hell hineinschien. Aber nach zwei Wochen hat sich alles normalisiert. Wie die alten gingen sie nur noch zum Schlafen und Eierlegen in den Stall, scharrten in der Wiese, legten sich zum Sonnen hin und spreizten die Flügel und checkten sogar, dass Regenwürmer, Käfer und Laven in der Erde eine Delikatesse sind.

Und dann kam Mitte Juni die große Überraschung: Bruno Kreisky die weiße Lohmann LSL Hybridhenne ist gluckig geworden. Und zwei Tage später ist auch Olympe de Gouges auf den Eiern sitzen geblieben. Von den sechs Eiern, die ich Bruno untergeschoben habe sind fünf Küken geschlüpft, von den vier unter Olymps Gefieder ist eines geschlüpft – also hatte ich diesen Sommer ab der zweiten Ferienwoche 6 Küken.

Die anderen drei haben netterweise nicht zum Glucken begonnen und weiter Eier gelegt und sich von den Kindern hochheben und streicheln lassen.

Von den nun insgesamt 11 Tieren ist ein Küken von einem Auto überfahren worden und ein Küken mit Gehbehinderung wurde dann im Herbst von den großen Hennen so attackiert, dass ich nicht zuschauen wollte, wie sie es zu Tode pecken und es noch am selben Abend aus dem Stall geholt habe und es in Hühnersuppe verwandelt habe. Also waren es dann noch neun.

Aber neun Hühner in meinem kleinen Stall ist einfach zu viel. Und so habe ich Mitte Dezember von den vier verbliebenen noch drei weitere geschlachtet. Das graue Küken, mittlerweile auch schon groß durfte bleiben –Johanna hat mich im Sommer gefragt: „Wenn das graue eine Henne ist, könntest du sie doch Greta Thunberg nennen. Das würde doch gut zu den anderen passen, findest du nicht?“ Das hat mich überzeugt und so habe ich jetzt eine sechste Henne mit Namen: Greta Johanna Thunberg.

Ja und neben Umbauen und Hühnern ist natürlich das ganze Jahr über viel gewerkt worden.

Mit dem Palmwochenende startet die Saison. Osterwerkln und schon ein bisserl Frühling genießen.

Und dann geht es auch schon los mit den Vorbereitungen für den Sommer, und dem Tun im Garten.

dem Freuen über das blühende Marillenbäumchen und die vier Marillen, die ich heuer erstmals ernten konnte, dem Beobachten von über hundert Raupen, die sich über das Bäumchen neben der Brücke hergemacht haben – und froh darüber sein, dass sie sich nicht meine Stachelbeeren ausgesucht haben. Irgendwann Ende Juni haben sie sich dann als Kolonne aufgemacht zum Verpuppen. Ich habe noch nie eine Raupenkolonne in Bewegung gesehen. Sie sind die Wiese entlang bis zum Haus, die Hausmauer hinauf bis knapp unter den Dachvorsprung – dort war es schattig. Ich rechnete mit hunderten von Schmetterlingen, aber auch das kam anders. Ein paar Tage nach dem Verpuppungsmarsch kamen auffallend viele Vögel und feierten ein Festmahl.

Und dann kam der Sommer – irgendwie immer der Höhepunkt des Werkljahres. Für die Kinder heißt das eine ganze Woche werkln, ganz viel draußen sein in Wald und Bach und für mich ist es immer wieder aufregend zu sehen, wie mein ausgedachtes Programm ankommt.

Wir haben wie immer mit Acryl gemalt

Wir haben wie immer gedruckt – heuer Schablonendruck

Wir haben wie immer Freundschaftsbändchen gemacht – heuer geknüpft

Wir haben Objekte und Plastiken aus Beton gegossen.

Wir haben magische Stäbe geschnitzt und mit Halbedelsteinen gestaltet

Wir haben mit Ästen und Fäden keine Kunstwerke gestaltet

Und noch was ganz Neues hat es heuer gegeben: ehemalige Werklwochenkinder, die schon Jugendliche geworden sind, kamen als meine Assistentinnen und halfen mir im Sommer bei den Werklwochen. VIELEN DANK!!!

Und heuer endet mein Bericht auch ein bisserl anders:

Geschafft!!! Ich bin angekommen. Es ist jetzt klar, dass ich da heraußen bleiben werde. Ich habe auch schon beim Stadtschulrat gekündigt. Ich freue mich auf ein umbaufreies Leben mit viel Zeit für mich, meine Gedanken, mein Gestalten, mein künstlerisch Tätig sein, meine winterlichen Sonnen-Tank-Spaziergänge – ja vielleicht sogar mal auf Langeweile? In dieser Langeweile könnten ja wieder neue Ideen, Bilder, Pläne und Märchen entstehen, Form annehmen und so konkret werden, dass sie in meine zukünftige Realität geholt werden.